Chronik

 


URDORF

So könnte es im Heidenkeller zur Römerzeit ausgesehen haben

Auf Grund des Fundgutes reichen die ersten Spuren menschlicher Siedlungen in unserer Gegend in die Jungsteinzeit zurück. Zu Beginn des 1. Jahrhunderts bauten die Römer im Heidenkeller ein Herrenhaus. Als die Alemannen den Lebensraum für ihre Sippen erweiterten, entstanden längs des Schäflibaches die Siedlungen Oberurdorf und Niederurdorf mit Aussenhöfen. Die guten Boden- und Naturverhältnisse ermöglichten eine ausgewogene Selbstversorgung der ersten Dorfgemeinschaften.

Der Ortsname Urdorf erschien in einer Urkunde des Klosters Engelberg erstmals 1124 in der heutigen Schreibweise. Verschiedene Grundbesitzer und Gerichtsherren verwalteten unser Gebiet. Ab 1511 übten Obervögte aus Zürich die Macht über Oberurdorf aus, während in Niederurdorf verschiedene Gerichtsherren und ab 1620 die Familie Steiner in Uitikon das Sagen hatten. Diese Verhältnisse änderten 1798 mit der Errichtung der Helvetischen Republik.

Zeitgenössiches Bild des „köstlichen Bads Urdorff“

Niederurdorf war 1850 eine kleine Ortschaft mit 212 Einwohnerinnen und Einwohnern. Der Ort besass nie ein eigentliches Wappen, jedoch eine Traube als Gemeindesymbol. Die am östlichen Dorfrand gepflanzte Silberpappel galt als Freiheitsbaum von 1832. Im Winter 1999 zerzauste der Sturm Lothar den kränklichen Baum. Die geschützte, uralte Pappel musste gefällt werden.
Oberurdorf mit Taverne, Meierhof und der Mühle am Bach gehörte zur Zürcherischen Obervogtei Birmensdorf-Oberurdorf. Mit dem „Bad Urdorff“ (heute Wirtschaft zur Sonne) erlebte der Ort im 17. Jahrhundert eine ungewöhnliche Blütezeit. Das Badhaus lag etwas erhöht, abseits des Dorfbaches und bildete ein schlossähnliches Gegenüber zur Kirche. Der Kirchhügel, das Schulhaus und die dem Bach entlang sich anreihenden Häuser, Scheunen und Trotten, bildeten das Dorf. Im Jahr 1850 zählte Oberurdorf mit Reppischtal 558 Einwohnerinnen und Einwohner.
Im idyllischen Reppischtal betrieb man während der vergangenen Jahrhunderte Viehzucht und Weinbau. Das Gebiet ist als landwirtschaftliche Zone erhalten geblieben, bis das fast vergessene Tal zum Waffenplatz- und Naturschutzgebiet wurde.
Nach dem Bau der Eisenbahnlinie Zürich-Zug-Luzern entwickelte sich das Quartier bei der Bahnstation, man nannte es Neu-Urdorf. Der Bau von Einfamilien- und Geschäftshäusern liessen das Quartier Neu-Urdorf mit Oberurdorf und Niederurdorf zusammenwachsen.

Der Viergemeindestein im „Sandloch“

In beiden Urdorfer Gemeinden herrschte seit jeher der Landbau vor. Das Kulturland in kleinflächigen Grundstücken teilte sich in Reb- und Ackerland, Wiesen, Ried- und Waldflächen. Der Zusammenschluss der beiden Bauerndörfer erfolgte mit rechtlichter Wirkung am 1. Januar 1931. Der „Stieregrind“ von Oberurdorf wurde als offizielles Gemeindewappen für Urdorf übernommen. Im Wald, wo die vier Gemeinden Altstetten, Schlieren, Uitikon und Urdorf zusammenstossen steht ein Grenzstein mit dem eingemeisselten Wappen.

Um 1950 wurde Urdorf als Vorort von Zürich entdeckt. Es entstanden kinderfreundliche Siedlungen mit Mehr- und Einfamilienhäusern. Das schnelle Wachstum zwang die Gemeinde zur ständigen Erweiterung ihrer Anlagen. Zu den Schulhäusern und Kindergärten entstanden Schwimmbad, Kunsteisbahn, Hallenbad und Doppelturnhalle sowie private Fussball-, Tennis- und Curlinganlagen. Ein Schwesternhaus zum Spital Limmattal, die Eingliederungswerkstatt mit Wohnhaus für Menschen mit einer Behinderung, die Kantonsschule Limmattal, das Alterszentrum gehören zur vielseitigen Infrastruktur unseres Dorfes. Die katholische Kirche Bruder Klaus wurde 1964, die neue reformierte Kirche 1971 gebaut.

Die 1864 eröffnete Eisenbahnstrecke wird seit 1990 als S-Bahnlinie befahren. Die Haltestelle Weihermatt am einen Ende des Dorfes und die Station Urdorf auf Schlieremer Boden bieten sich den Züripendlern als Ein- und Ausstiegsorte an. Buslinien verbinden die Gemeinden des Limmattals miteinander und schaffen Anschlüsse an die S-Bahnen. Mitten in modernen, farbenfrohen Siedlungen und grosszügigen Sportanlagen bewegen sich die Urdorferinnen und Urdorfer, wirken in zahlreichen Vereinen mit, veranstalten Chilbi, Feiern und Feste für die ganze Bevölkerung und verwandeln Urdorf zur Fasnachtszeit in ein Narrendorf.

Schon um 1600 bestand in Oberurdorf eine Schule. Die 1832 gegründete Volksschule entwickelte sich stetig. Zur Primarschule gehört seit 1958 eine eigene Sekundarschule. Die Kantonsschule Limmattal wurde 1974 eröffnet.

Die Wälder und Naturschutzgebiete, das grosszügige Angebot an Sportanlagen, die vorbildlichen Wohnüberbauungen und die gut ausgebaute Infrastruktur ermöglichen eine abwechslungsreiche und vielseitige Lebens- und Freizeitgestaltung. In über 50 Dorfvereinen und in den Parteien bietet sich Gelegenheit sich am Geschehen im Dorf zu beteiligen.

Wichtige historische Gebäude sind die alte reformierte Kirche, das Pfarrhaus, die Wirtschaft zur Sonne und vereinzelte Bauernhäuser.

alte reformierte Kirche
Wirtschaft zur Sonne (ehemals Bad)
Pfarrhaus
Ortsmuseum Urdorf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Ortsmuseum der gemeinnützigen Stiftung ist ein Zentrum für Kultur und Begegnung.
Im ehemaligen Bauernhaus finden wechselnde Ausstellungen und Begegnungen statt.

Elisabeth Lüchinger, Dorfchronistin

 

 


Letztes Update dieser Seite am 21.9.2018